Sommerzeit
ist erst einmal Ferienzeit,
Outdoor-Aktivität, Gruppen auf Reisen, bei
denen
das Reisen und die Gruppe mehr im Fokus
stehen als die Jahreszeit. Das ist
vielleicht der
Grund dafür, dass es über den Sommer
relativ wenige Lieder gibt. In meiner
Datenbank mit 8500 Liedern haben die
Jahreszeiten folgende Anteile: Frühling:
92 Lieder, Winter: 88, Sommer: 73, Herbst:
41. Ganz vorn liegen übrigens Liebeslieder
jeglicher Farbe, dicht gefolgt von
Weihnachtsliedern.
Der Frühling scheint uns mit seiner
aufbrechenden Lebendigkeit zu befeuern.
Ihn als das immer wieder Neue
wahrzunehmen, ist alljährlich ein Grund
zum Feiern. Der Winter verzaubert uns die
Welt - besonders, wenn sie verschneit ist.
Der Herbst als Schlusslicht beruhigt das
Jahr, es wird dunkler, manchmal wirbeln
Blätter im Wind, die besungen werden
wollen, aber gefühlt sind wir wieder mehr
nach innen orientiert, ins eigene Fühlen,
ins Haus, usw.
Danke für
den Sommer
So ist der Sommer doch stärker im
Liedgut vertreten als erst gedacht. Zwei
Lieder aus verschiedenen Perspektiven
werden hier angeboten: Das erste ist ein
Danklied dafür, dass wir in einer
gemäßigten Klimazone mit all ihren
Facetten leben. Wer am Äquator lebt, hat
es dauerfeucht oder dauertrocken - wir
nicht. Zwar ist jedes frühe Kinderbild
zum Sommer mit einer gelben Sonne
ausgestattet (die in Wirklichkeit selten
gelb aussieht) und es ist praktisch
immer warm. Aber unser Sommer hat mehr
zu bieten.
Das Lied Danke für den Sommer kommt bei
mir in Klasse 2-4 vor, im Chor auch in
Klasse 4-6 zu Themen wie Jahreszeiten,
Wetter, Natur allgemein. Ein
einführendes Gespräch dreht sich darum,
wie der Sommer wäre, wenn es nur
Sonnenschein gäbe, nur Regen, nur Wind
oder vielleicht gar keinen
Jahreszeitenwechsel (z. B. nur Winter).
Die vier Strophen können wir vorlesen
lassen und uns darüber klar werden, was
alles zum
Sommer dazugehört. Dann lassen sich
leicht die gelesenen Texte mit der
Melodie verbinden. Takt fünf und sechs
sind die schwierigsten im
Tonhöhenverlauf. Sie lassen sich mit
Hilfe von klassischem Tonsilbensingen
(du, du oder no, no) zu festigen.
Wenn das Lied am Ende möglichst
auswendig gesungen wird, ist es oft eine
anrührende Sing-Erfahrung, wenn wir uns
ans Fenster stellen und mit dem Blick
nach draußen die Sonne und den mit ihr
gefühlsmäßig verbundenen Sommer
besingen. Der Blick in die Umgebung
weitet den Horizont und verbindet unsere
Gedanken beim Singen mit der Natur. Wer
beim Hinausschauen auf Häuser blickt,
könnte das Lied auch gut auf dem
Schulhof singen.
1
|
Danke
für den Sommer
M
& T:
Meinhard
Ansohn
|

Hörprobe
2
Wolken, ihr
bringt den Regen
an,
dass alles weiter
leben kann.
Ihr habt den
Sommer weich
gemacht,
dafür dank' ich
euch, Wolken. |

|
3
Winde,
ihr traget den
Samen weit,
ihr helft der Welt
beim Pflanzenkleid
und, wenn es heiß
ist, kühlt ihr
uns,
dafür dank' ich
euch Winden. |

|
4
Erde,
du drehst dich
jedes Jahr
so, dass noch
immer Sommer war.
Irgendwann kommt
er hell und warm,
dafür dank' ich
dir, Erde. |

|
|
Sommer in
der Stadt
Der zweite Gedanke zum Sommer berührt
die Fantasien zur Ferienzeit. Sommer
kann z. B. für ein Stadtkind sehr
verschiedene Dinge bedeuten: Hitze,
Pollen, Insekten, leckeres Obst, draußen
sein, Zeit haben, schnell verfliegende
Ferienzeit, verreisen ...
Das Lied
Sommer in der Stadt
über einem reggaeartigen Rhythmus groovt
direkt in einen gefühlten Sommer hinein.
Berliner Kinder haben es, nach den
bisherigen Rückmeldungen, zwischen
Klasse 3-8 gesungen. Erarbeitet wird es
günstigerweise über das Sammeln von
Sommer-Erfahrungen der Kinder mit
anschließendem Vorsingen der ersten
Strophe mit Lehrerbegleitung oder
Playback. Eventuell kann auch hier das
Singen auf Tonsilben hilfreich sein,
zunächst die beiden verschieden langen
Melodieteile der Strophe und dann die
ganze erste Strophe mit Text.
Der Refrain wird weniger erzählend
gesungen, mehr als Slogan, wie ein
Werbeplakat, hell und etwas lauter als
die Strophen, mit lang ausgehaltenen
bzw. ausklingenden Tönen am
Schluss, als ob man den Sommer noch ein
wenig festhalten wollte.
Der Schluss, der als letztes erarbeitet
wird (hier kann man gut mit
notenungeübten Kindern Noten
vergleichen; gleicher Text, leicht
andere Melodierichtungen) kann direkt an
die vierte Strophe anschließen oder
folgt auf ein instrumentales Solo.
Dieses kann mit einem Blasinstrument,
aber auch mit Keyboard gespielt oder
vokal gestaltet werden - nicht zu laut,
denn es soll eine etwas nachdenkliche
Stimmung erhalten bleiben.
2
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Sommer in
der Stadt
M
& T:
Meinhard
Ansohn
|

Hörprobe
2
Wolken, ihr
bringt den Regen
an,
dass alles weiter
leben kann.
Ihr habt den
Sommer weich
gemacht,
dafür dank' ich
euch, Wolken. |
3
Winde,
ihr traget den
Samen weit,
ihr helft der Welt
beim Pflanzenkleid
und, wenn es heiß
ist, kühlt ihr
uns,
dafür dank' ich
euch Winden.
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4
Erde,
du drehst dich jedes
Jahr
so, dass noch
immer Sommer war.
Irgendwann
kommt er hell und
warm,
dafür dank'
ich dir, Erde.

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Improvisationen
In Atlanten findet man manchmal
eigenartige Diagramme mit farbigen
Kurven und Säulen. Auch im Internet kann
man so etwas finden. Die Farben sind zur
Unterscheidung da, z. B. rot für die
Höchsttemperatur des Tages, blau für die
niedrigste Temperatur in der Nacht und
manchmal grün für die Menge des
Niederschlags (Regen, Schnee, Hagel
usw.). Auf wetterkontor.de kann man die
nächstgelegene Stadt suchen und mal
schauen, wie sich da das Klima übers
Jahr verhält. Interessant für den Sommer
in Deutschland ist die Frage, ob der
Sommer wirklich am wenigsten Regen hat
und der Herbst am meisten? Und wir
können das hörbar machen, indem wir
diese Kurven als Partitur, also
grafische
"Noten" benutzen und so das "Wetter
eines Jahres" auf Instrumenten spielen
oder singen.
Die Spielregel müssen wir abstimmen:
Soll eine hohe Temperatur in hoher
Tonlage oder in größerer Lautstärke
gespielt werden? Sollen niedrige
Temperaturen in tiefer Tonlage gespielt
werden oder eher leisere Töne haben? Und
welche Säule soll von welchen
Instrumenten gespielt werden?
Für eine spannende Gruppenarbeit kommen
wir über die Suchmaschineneingabe
"Klimadiagramm" zu Klimakurven aus der
ganzen Welt. Damit können wir
musikalisch vergleichen, wie sich die
Regenkurve z. B. aus Zypern von der in
Südafrika unterscheidet.
Wenn uns die Welt zu groß und
unübersichtlich erscheint, machen wir
einfach mal ein Diagramm über das Wetter
bei uns. Eine Wandzeitung über zwei,
drei Wochen, auf die wir täglich
Temperatur und Niederschlag eintragen,
um die entstehenden Kurven dann zu
spielen.
Farben
des Himmels
Manchmal
passt Musik gut zu dem, was
wir sehen und manchmal gar
nicht. Allerdings wird das
vom jedem anders erlebt. Das
ist das Dilemma mit der im
wörtlichen Sinn inhaltslosen
Musik. Wir assoziieren,
erinnern uns, fantasieren,
aber mit wem wir unsere
Gefühle und Fantasien
teilen, wissen wir oft
nicht.
Wir schauen uns jetzt
verschiedene Bilder vom
Himmel an, die
unterschiedliche Farben,
Lichtintensitäten,
Wolkenkonstellationen
zeigen. Zwei bis drei Kinder
sitzen zusammen und haben
diese Bilder auf dem Tisch
oder vergrößert an der Tafel
bzw. dem Smartboard. Wir
hören Musikausschnitte, die
mit dem Himmelsbild
assoziiert werden könnten.
Die Kinder tauschen sich
aus, ob sie ein Bild damit
verbinden können und machen
sich eine Notiz.
|

|
Musik 1, 2, 3 usw. zu Bild A, B, C
...
Wichtig dabei ist: Alles ist richtig,
oder besser: berechtigt. Von der
Aussage, "Alles passt zu allem." bis zu
"Nichts passt zu einem Bild." In der
Regel entsteht dann doch ein Puzzle aus
mehr oder weniger begründeten
Zuordnungen, die vor allem eins zeigen
sollen: Es ist möglich, Musik mit
Stimmung, Farbe, Helligkeit zu
vergleichen. Adjektive wie hell/dunkel,
ruhig/unruhig, klar/verschwommen,
warm/kalt können helfen, sich verbal
auszutauschen.
Es gibt Klassen, wo eine Wortsammlung
vorher hilfreich ist. Es gibt aber auch
gute Gründe, keine Begriffe vorzugeben.
Wörter, die manche Kinder spontan äußern
können, sind ein kleiner authentischer
Sprachschatz, den manche Kinder besser
annehmen als formale Wortsammlungen. Und
die begrenzte Auswahl eines Wortschatzes
hält manche Kinder davon ab, etwas
Anderes, möglicherweise Passenderes zu
sagen als das Vorgegebene.
Der Sinn dieser Arbeit liegt darin,
konzentriert einer Musik in ihrem
Klangfarbenspiel zu folgen und unsere
unterschiedlichen Ideen dazu bei sich
und bei den Anderen einfach gelten zu
lassen. In und an Musik Strukturen und
Merkmale zu lernen, kommt oft genug
woanders vor.
Marktfrüchte
•
Leute, kauft Kirschen, rote,
rote Kirschen. Unsere
Kirschen sind
super-super-rot.
•
Leute, kauft Kiwis, braune,
grüne Kiwis. Unsere Kiwis
sind innen supergrün.
•
Leute, kauft Zwetschgen,
blaue, blaue Zwetschgen.
Unsere Zwetschgen sind außen
super-blau.
•
Kauft Aprikosen, orange
Aprikosen. Uns're Aprikosen
sind super-orange.
•
Leute, kauft Trauben, grüne,
grüne Trauben. Unsere
Trauben sind
super-super-grün.
•
Leute, kauft Erdbeer'n,
rote, rote-Erdbeer'n. Unsere
Erdbeer'n sind
super-super-rot.
Wir spielen Markt. Jede
Gruppe lernt ihren Text.
Dazu haben wir Bilder aus
den Marktkisten -
fotografierte oder selbst
gemalte.
|

|
Dazu haben wir Bilder aus den
Marktkisten - fotografierte oder selbst
gemalte. Jede Gruppe ruft ihren Text
laut in die Runde, erst eine nach der
anderen, dann auch durcheinander. Wenn
das Rufen in Richtung singen geht, ist
das gut so. Ein besonderer Effekt bei
einer kleinen Aufführung ist, wenn das
Marktrhythmical damit endet, dass die
Erdbeergruppe erst am Ende hereinkommt,
aber echte Erdbeeren dabei hat, von
denen dann jeder eine essen darf.
Lied mit
Farbenshow
Das alte Lied von meinen Anziehsachen,
die sich auf Lieblingsfarben beziehen,
kann zu unserem Thema Sommerfarben gut
eingesetzt werden. Ob wir es zu den
Marktfrüchten singen oder zu den
Sommerblumen und -pflanzen, die
Vorgehensweise ist immer gleich: Wir
sammeln Farben und schauen, welche Dinge
diese Farben haben, welche wir am
liebsten mögen und setzen dann das Wort
ins Lied ein.
Bei einer Präsentation kann es sehr
wirkungsvoll sein, wenn wir ein
Smartboard (also ein
Whiteboard mit Computer und Beamer) im
Raum haben und diesen für wechselnde
Illustrationen nutzen. Bilder aus dem
Internet oder von zu Hause laden wir in
eine Powerpointpräsentation oder spielen
zum Lied die Bilder aus einem vorher
zusammengestellten Ordner ein. Fündig
werden wir mit Suchmaschinen im Netz:
Wer keine Blumen kennt, gibt einfach
"rote Blüte", "blaue Blüte" usw. ins
Suchfeld ein und
geht dann auf "Bilder". Wer Sommerblumen
kennt, sucht direkt Rose, Kornblume,
Butterblume, Kosmea, usw. Wer Bilder mit
vielen Blumen seiner Wahl sucht, gibt z.
B. "Mohnblumenfeld" ein. Für ein echtes
schönes Grün brauchen wir Blattpflanzen,
weil bei uns in Deutschland fast keine
echten grünen Blüten zu sehen sind.
Grün, grün, grün sind alle meine
Kleider.
Grün, grün, grün ist alles, was
ich hab'.
Darum lieb ich, alles, was so
grün ist,
weil mein Schatz ein Kleeblatt
ist.
Rot, blau, gelb, weiß, lila, pink sind
weitere Strophen, die wir selbst
erfinden.
Stehen wir dann vor oder unter einem
Smartboard, wechseln die farbigen Blumen
während
unserer Strophen manchmal von einer,
über zwei, drei bis zu hundert Blumen
der Farbe und lassen unser Publikum
(Parallelklasse, Freunde, Eltern) ganz
ins Sommerblumenfarbenreich eintauchen.
Das
Gedicht Sommerhitze
Ein Gedicht zum Sommer ist noch einmal
etwas zum Auswendiglernen, gern in
Arbeitsteilung. Kleine Gruppen
übernehmen eine Strophe und sagen sie
dann auf. Es geht auch noch anders: Das
Gedicht
Sommerhitze hat mit den
Farben des Sommers nicht viel zu tun,
aber wir können daran den Begriff
Klangfarbe kennenlernen. Klangfarbe ist
rein wissenschaftlich einer der
Parameter eines Tons, das Gemisch seiner
Teiltöne, das ihn beispielsweise als
einen Klavierton, einen Saxofonton, den
Klang einer Stimme erscheinen lässt, der
sich aus vielen Tönen zusammensetzt.
Nicht nur der Kern des Klangs ist
Bestandteil der Klangfarbe, sondern auch
der Anschlag (Attack sagen die
Studiomusiker)
und das Verklingen (Decay). Knallige
Klanghölzer haben einen starken Attack.
Der
große Gong hat einen langen Decay.
Eine Idee zur Klanggestaltung mit
bewusst gewählten, textillustrierenden
Klangfarben:
Wir teilen das Gedicht Strophe für
Strophe in jeweils drei Zeilen und die
letzte Zeile auf. Dann machen wir jede
Strophe zu einem Fünfzeiler: Drei Zeilen
sprechen wir regelmäßig im Takt, eine
lassen wir erst einmal frei und tippen
in dem Rhythmus, in dem wir die letzte
Zeile sprechen würden, mit den Fingern
der einen Hand auf die andere Hand. Wir
können auch nur die Viertelschläge
tippen, denn wir brauchen vielleicht für
den nächsten Schritt nur das Zeitgefühl,
aber nicht unbedingt den Rhythmus.
Dann gehen wir daran, die eingeschobene
Zeit mit Klang zu füllen. Vorschläge,
die in dritten und vierten Klassen
ausprobiert wurden:
•
Nach
Nur zwei Sachen gibt's, die
nützen: Ein langer Gleitklang nach
oben wie ein Fragezeichen (Lotosflöte,
kleiner Chinagong, oder mit der Stimme
langgezogen "Waaaaaas?").
•
Nach
wenn man Eis kauft oder lieber:
Schnelles Klimpern mit echten Münzen
oder schnelles Spiel auf dem Rand einer
Hi-Hat; auch ein einziger Triangelschlag
ist probiert worden. Der klingt am
besten, wenn es ein kleines Instrument
ist.
•
Nach
Doch wie kühlend ist es, wenn
ich: Vier ruhige Viertel in eine
Wasserschüssel patschen, aber auch mit
Klanghölzern oder einer Wooden-Agogo das
Ticktack einer Uhr imitieren.
•
Nach
Ist auch unser kleines
Schwimmbad: Wasserschüssel, Ocean
Drum oder Regenmacher, ersatzweise
Rasseln ohne rhythmische Akzente.
•
Nach
Und wir brausen, schwimmen
spritzen: Eine gefüllte Flasche
mit einem großen
Blub aus der Wasserschüssel ziehen, oder
ein Schlag mit mittelhartem Schlägel auf
kleinen Gong oder kleines Becken.
•
Nach
Ja, sogar vom Brett zu springen:
Ein kleiner Trommelrhythmus mit hellem
Randschlag von Bongo oder Darbukka.
•
Nach
Sonnenschein und Wasser
planschen: Ein großer
"Aaaaah"-Seufzer oder ein großes
"Hey!"mit allen von hoch nach tief.
Bei der Besprechung, wie wir musikalisch
etwas einschieben wollen, ist darauf zu
achten, dass wir eine "Klangfarbe"
wählen, die für den Sommer, für unser
Draußengefühl, für die Lust an Bewegung
und Genuss am besten passt.
Plätscherndes, Rasselndes, auch
Getrommeltes ist hier meistens hell.
Wenn wir Ähnliches im Winter gemacht
haben (z. B. Ich male mir den Winter),
können wir uns an dunklere Klänge
erinnern und die Sommer-Klangfarben noch
bewusster gestalten.